Gastbeitrag von Marcus Möller

Der Begriff Hacking oder Hacker ist heute ofmals negativ besetzt. In der Presse sieht man Fotos von Menschen in Kapuzenpullis, die in abgedunkelten Räumen vor merkwürdig aussehenden Computerbildschirmen sitzen. Doch die ursprüngliche Bedeutung ist eine ganz andere: Hacking bedeutet, Systeme zu verstehen, zu durchschauen, zu hinterfragen und zugänglich zu machen. Dies kann bezogen sein auf Computerprogramme, Hardware, aber auch auf gänzlich andere Aspekte des Lebens.

Die Free Software-Bewegung beispielsweise widmet sich in erster Linie der Zugänglichkeit von Programmen und deren Quelltext. Bei einem Quelltext handelt es sich um den von Menschen lesbaren Teil eines Programmes. Dieser kann verändert, verbessert und weiter verbreitet werden. Um eine rechtliche Basis für dieses Vorgehen zu schaffen, wurden Freie Lizenzen wie die GPL, die GNU General Public License, geschaffen. Sie stellen die vier Freiheiten sicher, auf deren Basis ein großer Teil der heute verwendeten Programme basiert:

  • Die Freiheit, das Programm für jeden Zweck auszuführen.
  • Die Freiheit, die Funktionsweise eines Programms zu untersuchen, und es an seine Bedürfnisse anzupassen.
  • Die Freiheit, Kopien weiterzugeben und damit seinen Mitmenschen zu helfen.
  • Die Freiheit, ein Programm zu verbessern, und die Verbesserungen an die Öffentlichkeit weiterzugeben, sodass die gesamte Gesellschaft profitiert.

Diese Lizenzen wurden bewusst viral angelegt, das bedeutet, alle profitieren von möglichen Verbesserungen. Ein Ausbrechen ist aus rechtlicher Sicht nicht möglich. Lediglich liberalere Lizenzen wie die BSD-Lizenz erlauben Veränderungen, ohne dass diese an die Gesellschaft weitergegeben werden müssen. Namhafte Hersteller wie Apple wenden sich verstärkt von den Freien Lizenzen ab und behalten ihre Anpassungen für sich. Dies ist schädlich für die Allgemeinheit und entspringt einem klassischem Gewinndenken. Obgleich erwiesen ist, dass Freie Lizenzen zur Gewinnmaximierung beitragen können, und viele Unternehmen gemeinschaftlich davon profitieren. Selbst Hersteller wie Microsoft haben dies erkannt und veröffentlichen immer mehr Komponenten unter Freien Lizenzen.

Im Bereich der Software ist dieses System der Freiheit bereits etabliert, jedoch benötigt jedes Programm auch eine Hardware auf der es ausgeführt werden kann. Erste Ansätze einer vollständig Freien Computerarchitektur bestehen bereits mit Projekten wie OpenPOWER oder RISC-V. Auch bereits existierende Geräte lassen sich mit der quelloffenen BIOS-Implementierung Libreboot befreien. Letztere stellt jedoch noch keine vollständig zugängliche und veränderbare Systemarchitektur dar. In naher Zukunft wird es jedoch möglich sein, einen durchgängig Freien Computer zu verwenden oder sogar von Grunde aufzubauen.

Die Free Software Foundation Europe setzt sich seit Jahrzehnten für Freie Software, Freie Hardware aber auch für gesellschaftliche Aspekte ein. Als gemeinnütziger Verein nach deutschem Recht versteht sie sich als vermittelnde und aufklärende, parteipolitisch unabhängige Organisation. Diese Arbeit ist nur durch die Unterstützung von Gönnern und Spendern möglich: https://fsfe.org/donate/germany.de.html, die nach § 10b des Einkommenssteuergesetzes in Deutschland steuerlich abzugsfähig sind.

Einen Schritt in Richtung Freiheit kann jede/r Interessierte bereits heute tun, beispielsweise durch die Verwendung von Freier Software und dem Freien Betriebssystem GNU/Linux. Den Einstieg in die Materie erleichtert beispielsweise der online Linux Kurs des Schweizerischen Vereins Faircomputer. Bei diesem wurde der Ansatz gewählt, den TeilnehmerInnen das Betriebssystem von Grunde auf verständlich zu machen, um dessen Stärken zu verdeutlichen. Würde man ein Freies Betriebssystem lediglich als einen Ersatz für bereits Bekanntes betrachten, wären dessen Vorzüge nicht nutzbar. Sobald die ersten Hürden jedoch überwunden sind, wird schnell klar, dass sich viele Arbeitsabläufe mit Freier Software schneller und effizienter erledigen lassen und dass es dabei noch mehr Spaß bereitet.

In diesem Sinne, Happy Hacking

Marcus Möller, Country Coordinator Switzerland der Free Software Foundation Europe, Vorstandsmitglied des Vereins Faircomputer. Dieser Text steht unter der GNU Free Documentation License.

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